Wir möchten hier den Bericht des Offenen Frauen*Treffens Karlsruhe spiegeln. Es ist wichtig, dass wir uns als Frauen organisieren und für konkrete Verbesserungen kämpfen. Außerdem ist es toll zu sehen, dass in Karlsruhe eine Bewegung entsteht, die nicht bei diesen Veränderungen stehen bleiben, sondern das Problem an der Wurzel packen will. Hier wird nicht locker gelassen, bis die alltägliche vielfache Ausbeutung und Unterdrückung lohnabhängiger Frauen im patriarchalen Kapitalismus überwunden haben.
Wie überall auf der Welt wurde heute auch in Karlsruhe am 08. März der Internationale Frauen*kampftag laut, stark und kämpferisch auf die Straße getragen. Gegen 17:30 Uhr versammelten sich bis zu 1.000 Menschen auf dem Friedrichsplatz. Sie protestierten gegen die Unterdrückung von Flint* und deren doppelte Ausbeutung. Diese Unterdrückung ist nicht naturgegeben, sondern historisch gewachsen. Daher ist es heute genauso wichtig wie vor 100 Jahren, gegen das patriarchale und kapitalistische System auf die Straße zu gehen. Das System profitiert von der ökonomischen Benachteiligung von Flint* und hat kein Interesse die Verhältnisse zu verändern oder gar aufzuheben. Deshalb müssen wir weiter für unsere Rechte kämpfen, das System ins Wanken bringen, Privilegien und Machtstrukturen aufzeigen und bekämpfen.
Aber diese Kämpfe müssen intersektional und solidarisch sein! Dies wurde auch in den Redebeiträgen thematisiert.
So wurde über den Notstand in der Pflege und die Ausbeutung der Flint* in dieser Branche, die noch schlimmere Ausbeutung von Migrant*innen im Niedriglohnsektor aber systemrelevanten Berufen, die noch weiter verstärkte Belastung von Frauen* während der Corona-Pandemie sowie die von Männern geschaffene Gesellschaft im Allgemeinen gesprochen.
Auch an den gut besuchten Infoständen konnte schon zuvor über diese Themen gelesen und diskutiert werden. Während der Kundgebung machten zahlreiche Flint* ihre Forderungen mit ausdrucksstarken selbst gestalteten Schildern aufmerksam.
Der Demozug startete nach der Anfangskundgebung mit lauten Parolen und begleitet von der Musikgruppe „Rythm of Resistance“ in Richtung Ludwigsplatz und weiter über die Kaiserstraße. Auf Höhe der Waldstraße wurde im mittleren Teil der Demo mit einer Schilderaktion ein solidarisches Zeichen mit dem polnischen Frauen*streik und den kämpfenden Frauen* in Rojava gesetzt.
Auf den Schildern waren das polnische Streiksymbol und die Farben von Rojava zu sehen. Um dies einen kämpferischen Ausdruck zu verleihen, zündeten Aktivist*innen einen lila Rauchtopf und roten Bengalo. Begleitet wurde die Aktion durch einen Jingle, der darauf einging, dass unser feministischer Kampf auch immer international sein muss! Denn überall auf der Welt kämpfen Flint* gegen unterdrückende und patriarchale Systeme.
In Polen gehen seit Oktober letzten Jahres immer wieder tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes und gegen die Politik der rechten Regierung sowie die Einflussname der Kirche zu demonstrieren. Sie riefen zum Frauen*streik – Strajk Kobiet – auf und lösten damit eine Welle an Protesten aus, die das ganze Land erfasste.
Außerdem wurde die Solidarität mit den kämpfenden Frauen* in Rojava zum Ausdruck gebracht. Seit Jahren kämpfen hier Frauen* in eigenen bewaffneten Verteidigungseinheiten gegen den IS und die Invasion und Angriffe der türkischen Regierung. Sie verteidigen das fortschrittliche Projekt Rojava in Nordsyrien und damit auch die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen*.
Aus diesen Kämpfen können wir Mut und Kraft schöpfen und lernen, was es heißt, selbst unter widrigen Bedingungen gegen das Patriarchat aufzustehen und lernen, dass eine andere Welt möglich ist, wenn wir uns organisieren und gemeinsam gegen das Patriarchat aufstehen!
Gegen Ende der Demo wurde dann in einem weiteren Jingle noch auf den voranschreitenden Rechtsruck und den damit verbunden antifeministischen Rollback hingewiesen. Mit Konfetti aus AfD-Plakaten wurde dabei klar gemacht, dass unser Feminismus sich auch immer ganz klar gegen die rechte und rückschrittliche Politik von AfD, PIS, FPÖ, Liga und Co. stellt.
Wir werden die Errungenschaften der Frauen*bewegung verteidigen und kämpfen weiter für eine solidarische und gerechte Welt.
Als der Demozug zurück auf den Friedrichsplatz kam, wurde dieser mit einem Feuerwerk am Rand des Platzes begrüßt.
Abgerundet wurde die Kundgebung durch einen Redebeitrag vom migrantischen Verein. Denn wir dürfen unsere erkämpften Errungenschaften nicht auf dem Rücken von unseren migrantischen Schwestern austragen, die auch schon vor der Krise in Knebelverträgen in den Niedriglohnsektoren arbeiteten.
Ein kämpferischer und ausdrucksstarker 8. März ist vorbei. Unser Kampf hört damit aber nicht auf. Das ganze Jahr über gehen wir für
unsere Rechte und für ein System ohne Ausbeutung und Unterdrückung auf die Straße. Denn die Krise steckt im System!