Der 1. Mai ist rum. Wir dürfen auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken, dem eine intensive Vorbereitungsphase vorangegangen ist und deren Qualität sich am Tag selbst auf unterschiedlichster Weise auf der Straße widergespiegelt hat.
Mit über 700 Teilnehmer:innen hat die revolutionäre 1. Mai Demo ihre Größe im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Nicht nur hier in Karlsruhe, bundesweit waren die revolutionären Mai-Demonstrationen so groß wie schon lange nicht mehr.
Das ist nicht einfach nur Zufall oder gar Ausdruck einer neuen Qualität an Mobilisierungsoffensive von uns. Viel mehr fügt es sich ein in einen gesellschaftlichen Trend, der sich in den letzten Monaten immer deutlicher zeigt. An dieser Stelle wollen wir nicht die Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems in allen Einzelheiten analysieren. Der aggressiver werdende Klassenkampf von oben ist allgegenwärtig und die zunehmende Widersprüchlichkeit des Kapitalismus ist nicht mehr nur Gegenstand theoretischer Diskussionen sondern gelebter Alltag aller Arbeiter:innen.
Immer mehr Menschen erkennen – getrieben durch die Krisenentwicklung – die Ausweglosigkeit des Kapitalismus. Als besondere Träger:innen der Krise, sind es vor allem junge Frauen und Jugendliche, die in dieser Erkenntnis besonders schnell und allumfassend sind. So ist es keine Überraschung, dass besonders viele Frauen und junge Menschen am 1. Mai auf der Straße waren.
Auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, bietet der 1. Mai die Möglichkeit den Stand unserer Bewegung und das Bewusstsein unserer Klasse abzubilden. An keinem anderen Tag tragen wir unsere Ideen und revolutionäre Haltung so offen auf die Straße. So ist der 1. Mai auch für uns ein Rahmen an dem wir unsere eigene Entwicklung messen können und unser Handeln in und mit unserer Klasse überprüfen können. An dieser Stelle möchten wir daher auch auf die erstmals durchgeführte antikapitalistische 1. Mai Kundgebung in Landau hinweisen. 150 Menschen beteiligten sich – der Sabotageversuchen der SPD zum Trotz – in der südpfälzischen Kleinstadt an der Aktion.
Die hohen Teilnehmer:innenzahlen nicht nur in Karlsruhe zeugen davon, dass immer mehr Menschen den Kapitalismus nicht mehr als alternativlos begreifen und auch, dass sie bereit dafür sind, für eine Veränderung auf die Straße zu gehen. Auch wenn das bedeutet, dass das Klassenbewusstsein steigt und unsere Ideen und konkreten Perspektiven angenommen werden, wäre es falsch, sich jetzt in Hoffnung zu wiegen oder in revolutionäre Phantasien abzuschweifen.
Die Stärke, die in dem gestiegenen Bewusstsein unserer Klasse liegt, gilt es weiter zu fördern und zu nutzen. Als Kommunist:innen müssen wir das als eine unserer zentralen Aufgaben begreifen, ob in den politischen Widerstandskämpfen oder in den konkreten Arbeits- und Betriebskämpfen. Klassenbewusstsein entsteht und wächst insbesondere in den konkreten Kämpfen und Erfahrungen.
So ist die Beteiligung an der DGB-Demonstration für uns ein zentraler Aspekt des revolutionären 1. Mais. Auch wenn die klassenkämpferische Beteiligung an der Demonstration auch dieses Jahr einen Zuwachs hatte, sinken die Teilnehmer:innezahlen der gesamten Gewerkschaftsdemo immer weiter. Das ist Ausdruck einer Unzufriedenheit der durch die Gewerkschaft vertretenden Lohnabhängigen mit deren Politik sowie derer Geringschätzung des Tages. Schlechte Tarifabschlüsse und von der Spitze angetriebene Kriegskurs helfen dabei nicht.
Auch wenn der DGB kämpferische Belegschaften oft eindämmt und oft genug einen sozialpartnerschaftlichen Kurs fährt, bietet die Arbeit in und mit der Gewerkschaft Raum, an die ökonomischen Kämpfe unserer Klasse anzuknüpfen und Bewusstsein zu entwickeln.
Dazu gehört auch, dass wir unsere Vorstellungen von dem, wie wir als Menschen in einer befreiten Gesellschaft miteinander leben, praktisch umsetzten. Solidarisches Miteinander und Kollektivität sind hierbei Schlüsselbegriffe. Das 1. Mai Fest ist der Versuch, das für uns selbst, aber auch für Demoteilnehmer:innen und Anwohner:innen greifbarer zu machen. Dieses Jahr ist uns trotz des Standortwechsels gelungen, das Fest auszurichten und so einen gelungen kulturellen Abschluss an die kämpferische Demonstration zu gestalten.
Von Anfang an wurde uns das Fest von Behörden und Polizei schwer gemacht. Dass das Fest im Endeffekt den von uns gewünschten Charakter trotzdem annehmen konnte, liegt alleinig daran, dass die Behörden das duldeten. In den kommenden Jahren möchten wir diesen Teil noch weiter ausbauen, weil auch das Schaffen von Gegenkultur zum konsumgetriebenen Mainstream ein Teil unserer Strategie ist, Gegenmacht aufzubauen.
Dass die 1. Mai Demonstrationen bundesweit ohne größere Zwischenfälle seitens der Polizei blieben ist neu. Auch bei uns wurde die Demonstration dieses Jahr einige Male angehalten, doch es kam zu keiner direkten Konfrontation oder Festnahme. Es wäre falsch, anzunehmen, dass das aus einem Moment der Übermacht unserer Seite entstanden ist. Viel mehr ist es politisches Kalkül unseres Gegners.
Für uns bedeutete das, dass wir an diesem 1. Mai die Straße als unseren Aktionsraum nutzen konnten, uns Freiheiten nehmen und unsere Ziele erreichen konnten. Jetzt geht es darum immer wieder aufs Neue zu testen, wie weit wir uns in diesem Rahmen bewegen können, an welchen Stellen wir uns mehr Freiheiten erkämpfen müssen und wie wir diese verteidigen können.
Doch gleichzeitig macht uns das die Grenzen legaler Aktionen klar. Angemeldete Demonstrationen befinden sich immer in einem staatlich vorgegeben Rahmen und auch grenzüberschreitende oder militante Aktionen aus der Demonstration schaffen aktuell nur kurze und wenig nachhaltige Momente der Macht.
Um dem Staat wirklich etwas entgegen setzen zu können, müssen wir Momenten wie diesen Kontinuität verschaffen und daraus Erfahrungen und Stärke gewinnen.
Das schaffen wir durch Organisierung und der Entwicklung unserer Genoss:innen. Der 1. Mai und die Wochen der Arbeit davor sind dafür besonders gewinnbringend. Zu keinem anderen Zeitpunkt setzen wir uns als gesamte Bewegung so intensiv mit Fragen der revolutionären Politik und Gegenmacht auseinander. Neue Qualitäten des Wissens und Handeln, sowie in dem Bewusstsein darüber, was es bedeutet, als Kommunist:in Politik zu machen, haben sich entwickelt. Das alles sind die Grundbausteine, die wir für die kommenden Zeiten der verschärften Krisen und Repressionen brauchen.
Der 1. Mai ist rum, doch unseren Kampf führen wir das ganze Jahr!
Für die Revolution!
Für den Kommunismus!




