Revolutionäre Veranstaltungen auf der Aufstandskonferenz in Hamburg

Am 30. September und 1. Oktober findet in Hamburg eine Konferenz unter dem Titel 1923 – 2023 – Wo bleibt der Aufstand? statt. Anlass ist das 100. Jubiläum des Hamburger Aufstands. Neben einem breitgefächerten Workshop-Programm und Podiums-Diskussionen, widmet sich ein Teil des Programms der Auseinandersetzung mit revolutionärer Strategie und gibt einen tieferen Einblick in die Klassenkämpfe Anfang der 1920er in Deutschland und dem Hamburger Aufstand im Besonderen. Die Geschichte revolutionärer Versuche bietet einen reichhaltigen Schatz an Erfahrungen und Erkenntnissen, auf den wir auch im heutigen Aufbau nicht verzichten können. Die Frage nach der Ausrichtung und den Perspektiven revolutionärer Politik ist gerade gerade heute, in Zeiten von galoppierender Krise, Rechtsruck und Krieg,  wieder brandaktuell. Nutzen wir diese Möglichkeit zur Debatte und zum Austausch!

Infos zur Konferenz: https://www.aufstandskonferenz.dehttps://www.instagram.com › aufstand_hh

Samstag ab 13:30

Veranstaltungsblock zu Fragen der revolutionären Strategie

Organisiert von „Revolutionäres Veranstaltungskollektiv“

Die beiden Veranstaltungen finden nacheinander statt, werden sich aber aufeinander beziehen und eine Annäherung zur Frage der revolutionären Strategie aus verschiedenen Blickwinkeln wagen.

1. Grundlagen und Ansätze revolutionärer Strategie – Woran anknüpfen?

Mit Bertrand Sassoye (Belgien, ehemaliger Militanter der CCC (Celles Communistes Combattantes), heute aktiv in der Roten Hilfe International

Die letzten 150 Jahre sind nicht nur eine Triumph-Geschichte des Kapitalismus, sondern auch eine von sozialistischen Revolutionen und Revolutionsversuchen, von konkreten Ansätzen, den Herrschenden die Macht zu entreißen, um eine Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung aufzubauen. In der Veranstaltung wollen wir einen genaueren Blick auf Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Entwicklungen einige dieser Ansätze werfen: Was ist “revolutionäre Strategie” und aus welchen Elementen setzt sie sich zusammen? Welches Konzept stand hinter dem “Hamburger Aufstand” ? Was waren die Lehren des Scheiterns nicht nur dieses Aufstands? Welche neuen Ansätze revolutionärer Strategie haben sich in den folgenden Jahrzehnten international entwickelt? Und vor allem: Wie können wir heute aus den Revolutionsstrategien der Vergangenheit lernen, ohne sie in starre Dogmen zu verwandeln?

2. Der Selbstverwaltungswiderstand in Nordkurdistan 2015/16 im Kontext revolutionärer Strategie im 21. Jahrhundert

Mit einem internationalistischem Aktivisten

Als der türkische Staat im Sommer 2015 den Waffenstillstand mit der kurdischen Freiheitsbewegung aufbricht und einen umfassenden Vernichtungskrieg gegen die revolutionäre Bewegung Kurdistans und der Türkei beginnt, setzt sich die Bevölkerung Nordkurdistans zur Wehr.

Als Reaktion auf die Verhaftungen tausender Aktivistinnen und Aktivisten aus der legalen Politik und die allgemeine Welle der Repression, sprechen die Menschen Nordkurdistans den Institutionen des türkischen Staates die Legitimität ab und erklären die Demokratische Autonomie. Von unten gewählte Kommunen und Räte übernehmen, als Organe revolutionärer Gegenmacht, die Geschicke von mehr als einem dutzend kurdischer Städte. Um die Selbstverwaltung zu sichern, organisiert die revolutionäre Jugendbewegung die Verteidigung der Viertel, errichtet Barrikaden, hebt Gräben aus und bildet bewaffnete Einheiten. Im Zuge dieses Kampfes werden im Januar 2016, die “Zivilverteidigungseinheiten” YPS, als Milizorganisation in den Städten ins Leben gerufen. Die Auseinandersetzungen in den Städten, welche in der kurdischen Bewegung als “Selbstverwaltungswiderstand/krieg” bekannt sind, dauern bis zum Mai 2016 an und enden mit einem taktischen Rückzug der revolutionären Verteidigungskräfte.

Der Selbstverwaltungswiderstand 2015/2016 ist im 21. Jahrhundert, das wohl bedeutendste Beispiel revolutionärer Kämpfe im städtischen Bereich und birgt für die revolutionären Kräfte weltweit einen reichen Erfahrungsschatz. Was war die Grundlage des Selbsverwaltungswiderstand und wie hat er sich entwickelt? Wie ist die Kampfphase 2015/2016 im regionalen politischen Prozess und der historischen Situation einzuordnen? Was waren die Stärken und die Schwächen des Widerstandes und wie ist das Ergebnis zu bewerten? Welche Lehren hat die kurdische Freiheitsbewegung aus dem Krieg in den Städten gezogen, wie wird die zurückliegende Kampfphase bewertet und wie sieht die aktuelle Situation in Kurdistan und der Türkei heute aus. Diese und weitere Fragen, sollen im Rahmen des Vortrages behandelt werden.


Sonntag ab 12:00 im Gängeviertel, Hamburg

Der Hamburger Aufstand konkret

Ein gemeinsames Veranstaltungsprojekt von “Perspektive Kommunismus” und “gestern – heute – morgen – Initiative für eine revolutionäre Gedenkpolitik”

Zum 100. Jahrestag des Hamburger Aufstands wollen wir im Rahmen einer multimedialen Veranstaltung einen ausführlichen Blick auf die historischen Ereignisse 1923 werfen. Wir zeichnen das Entstehen der revolutionären Bewegung Anfang der 20er Jahre in Deutschland nach, analysieren den bewaffneten Aufstand und die politischen Auswirkungen, die dieser nach sich gezogen hat. Der Aufstand wurde niedergeworfen und die Hamburger Arbeiter:innenschaft mit blutiger Repression überzogen. Auch mit dieser Wendung der Ereignisse werden wir uns befassen. Bei einer rein historischen Betrachtung werden wir es jedoch nicht belassen. Die Errungenschaften, Erkenntnisse und auch die Fehler der Aufständischen werden wir auf ihren Nutzen für eine aktuelle revolutionäre Politik prüfen. Denn für die aktuellen Kämpfe und die, die auf uns zukommen werden, ist es sinnvoll und notwendig, unsere Schlüsse aus der Geschichte der Arbeiter:innenklasse zu ziehen.

Der Vortrag ist eingerahmt von musikalischen Beiträgen, einer Ausstellung und einem Büchertisch.