Wir wollen revolutionäre Arbeit in Karlsruhe organisieren, eine revolutionäre Perspektive in aktuelle Kämpfe einbringen und einen Teil dazu beizutragen die momentanen politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse radikal zu überwinden. Dabei begreifen wir unseren Zusammenschluss nicht als fertiges Konzept, das nur der Umsetzung bedarf, sondern als einen Aufbauprozess, in dem wir uns an bereits voraus gegangen Projekten orientieren und aus gemachten Fehlern lernen wollen. Unsere Ideen wollen wir nicht durch wiederkehrende Diskussionen und auf geduldigem Papier in den Kerkern der Theorie verbannen, sondern diese in praktischen Kämpfen stets überprüfen, anpassen und weiterentwickeln.
Dieser Text bietet einen ersten Einblick, auf welchen Grundlagen wir arbeiten und wie wir uns diese Arbeit vorstellen. Er schafft es dabei lediglich Themen anzureißen und ist kein Ersatz für detaillierte Analysen in den einzelnen Bereichen. Wir wollen hiermit die Möglichkeit schaffen unseren Ansatz vorzustellen und diskutierbar zu machen.
In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Nicht erst seit gestern wissen wir, das System in dem wir leben hat keinen Anspruch daran ein gutes Leben für alle Menschen zu schaffen. Vielmehr baut es darauf Wenigen immer mehr Luxus und Wohlstand zu gewährleisten und diesen zu verteidigen. Die bitteren Folgen des Märchens von immer weiterem Wachstum zeigen sich mittlerweile seit vielen Jahren auch deutlicher in Ländern, in denen ein Großteil des Reichtums angehäuft ist. Unbezahlbare Mieten, schlechte Arbeitsbedingungen, gute Bildung nur gegen Geld und Renten, die kaum zum Leben reichen. Diese Liste ließe sich beliebig weiter führen. Aber warum ist das so, wo doch eigentlich genug für alle da wäre?
Auch bei uns ist der Reichtum nicht gerecht verteilt sondern befindet sich in den Händen einer geringen Zahl an Privilegierten. Diese sind im Besitz nahezu aller Mittel zur Produktion, das heißt Fabriken, Häuser, Firmen, Maschinen, Wissen und Patente. Der weitaus größte Teil der Menschen ist nicht im Besitz dieser Mittel, sondern hat als einzigen Wert, den Wert seiner Arbeitskraft den er verkaufen muss um zu überleben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Bei dieser Aufteilung sprechen wir von der Aufteilung in Klassen. Die Klasse der Besitzenden, die Bourgeoisie und die Klasse der Lohnabhängigen, das Proletariat. Dieses Abhängigkeitsverhältnis nutzt die Bourgeoisie um uns mit niedrigen Löhnen und prekären Arbeitsbedienungen auszubeuten und damit ihren Mehrwert zu steigern.
Wir, als Lohnabhängige, gehen am Ende eines anstrengenden Tages nicht mit dem Wert den unsere Arbeit produziert hat nach Hause, sondern allerhöchsten mit einem kleinen Stück des Kuchens. Der allergrößte Teil bleibt in den Händen derer die uns ausbeuten. Wir arbeiten dabei nicht zum allgemeinen Nutzen der Gesellschaft und zum Wohl der Menschheit, sondern vor allem um den Reichtum der Kapitalist*innen, also der Besitzenden zu steigern. Kapitalismus bedeutet daher die Ausbeutung einer Klasse durch die andere. Diese Tatsache führt zu einem unüberwindbaren Widerspruch zwischen den Klassen.
Die Analyse der Aufteilung in Klassen und den daraus resultierenden Widersprüchen scheint für viele nicht mehr aktuell zu sein. Das liegt allerdings nicht daran, dass sich in den letzten Jahrzehnte an den Besitzverhältnissen großartig etwas geändert hätte. Was sich geändert hat, sind die Arbeitsverhältnisse in denen wir stehen. Es gibt nicht mehr den einen Fabrikbesitzer und die Arbeiter*innen die in seiner Fabrik arbeiten. Stattdessen haben wir eine komplexes Konstrukt von Arbeitsverhältnissen und eine Diversität an Arbeitsfeldern, die das Verhältnis zwischen Eigentümer und Arbeiter*innen oft verschleiern. Die klare Zugehörigkeit zu einer Klasse ist für viele nicht mehr erkennbar und so werden auch die Klassenwidersprüche nicht mehr als solche wahrgenommen. Widersprüche in unserer Gesellschaft und auch die Unzufriedenheit der Ausgebeuteten richtet sich viel mehr auf gesellschaftliche Randgruppen oder soziale Schichten, die in noch prekäreren Verhältnissen leben, als man selbst.
Der bürgerliche Staat sorgt im Kapitalismus in erster Linie dafür, dass an den bestehenden Besitzverhältnissen nicht gerüttelt wird und vertritt somit die Interessen der kapitalistischen Klasse. In unserem Land gibt es kaum etwas was so gut geschützt ist wie Eigentum, ganz gleich mit welchen unmenschlichen Mitteln sich dieses angeeignet wurde. Gleichzeitig nimmt er aber auch eine zentrale Rolle darin ein, wenn es darum geht Klassenwidersprüche durch soziale Zugeständnisse, Ablenkung von den eigentlichen Problemen und Spaltung der lohnabhängigen Klasse, zu befrieden. Dies verhindert, dass die Klasse der Lohnabhängigen sich als solche begreift und Solidarität innerhalb der eigenen Klasse anstelle von Konkurrenz und Spaltung stellt.
Welche absurden Ausmaße die Suche, der Kapitalisten, nach immer mehr Profit annehmen kann, sehen wir täglich in den Nachrichten. Unsinnige Kriege zur Ausweitung der Einflusssphären, Waffenlieferungen an diktatorische Regime zur Bekämpfung von Aufständen, Ausbeutung und Unterdrückung, die Zerstörung der Natur. Das alles findet täglich und rund um den Globus statt. Und Deutschland ist ganz vorne mit dabei.
So wie es ist muss es nicht bleiben!
Für viele scheint dieses System alternativlos und unveränderbar. Doch das ist ganz und gar nicht der Fall. Der Kapitalismus ist ein von Menschen gemachtes System und lässt sich eben deshalb auch von Menschen verändern oder abschaffen. Dabei dürfen wir uns nicht dem Trugschluss hingeben dass drehen an ein paar Stellschrauben, die richtigen Leute in der Regierung und ein bisschen mehr soziale Verantwortung Aller würde die Probleme schon lösen. Auch wenn uns mit der repräsentativen Demokratie und der Illusion von Mitbestimmung durch Wahlen alles andere suggeriert werden soll. Es gibt ihn nicht, den guten Kapitalismus.
Dieses System funktioniert indem die besitzende Klasse über die besitzlose herrscht und in dem der Profit einen weitaus größeren Stellenwert hat, als das Leben der Menschen.
Eine bessere Zukunft lässt sich nur mit einem revolutionären Bruch der bestehenden Verhältnisse herbeiführen. Was wir brauchen ist eine Wirtschaftsweise, die sich nach gesellschaftlicher Notwendigkeit richtet, nach den Bedürfnissen der Menschen und dem Erhalt des Planeten. All das ist Möglich, jedoch nicht innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse. Schon heute besitzen wir das Wissen, die Fähigkeiten und die Mittel zur Umsetzung. Um den Traum jedoch wahr werden zu lassen müssen eben diese Mittel vergesellschaftet werden. Maschinen, Fabriken und Know-How müssen im Besitz der Klasse sein, die täglich mit ihrer Arbeit den Reichtum produziert. Die Herrschenden werden diese Macht und Mittel jedoch nicht einfach so hergeben.
Den revolutionären Umbruch den es dafür braucht, kann nur durch die lohnabhängige Klasse herbeigeführt werden. Sie ist es, die in den jetzigen Verhältnissen ausgebeutet und ausgespielt wird und die ein ernsthaftes objektives Interesse hat, daran etwas zu verändern. Dies macht sie zum revolutionären Subjekt. Denn innerhalb des Kapitalismus wird sie niemals frei über ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen bestimmen können, sondern erst durch das kollektive Moment gemeinsam entwickelter Stärke in der Lage sein die Gesellschaft wirklich umzugestalten. Die Werkzeuge besitzen wir als lohnabhängige Klasse schon. Unsere Arbeit ist der Motor, der das kapitalistische System am laufen hält. Gemeinsam könnten wir diese Maschine zum Stillstand bringen. Wenn wir uns bewusst werden, dass wir den aller größten Teil der Menschen ausmachen und bereit sind die Verhältnisse nicht länger hinzunehmen sondern zu verändern, können wir es gemeinsam schaffen die Welt zu einem bessern Ort für Alle zu machen.
Auch wenn wir der Meinung sind, dass sich das System nur durch einen revolutionären Umbruch ändern kann, geht es uns nicht darum jede reformistische Forderung als unrevolutionär in den Wind zu schlagen. Im Hier und Jetzt ist es sinnvoll, auch um kleine Veränderungen innerhalb des Systems zu kämpfen. Zum einen um uns zu organisieren, die Ausgangsbedingungen in denen wir kämpfen zu verbessern und zum anderen um eben jenes Klassenbewusstsein zu stärken, das notwendig ist, um eine radikale Veränderung herbeizuführen.
Revolutionäre Organisierung – warum jetzt?
Um sich auf den Weg zu einem revolutionären Umbruch zu machen braucht es eine revolutionäre Organisierung. Revolutionäre Organisationen haben die Aufgabe das Klassenbewusstsein zu stärken, Solidarität untereinander erlebbar zu machen und die Verstrickung aktueller Macht- und Ausbeutungsverhältnisse aufzudecken. Außerdem müssen wir lernen uns gemeinsam zu organisieren, zu koordinieren und in kleinen Projekten und praktischer Umsetzung auszuprobieren wie eine bessere Welt funktionieren kann.
In Karlsruhe ist eine solche Organisierung mit revolutionärem Anspruch längst überfällig.
Natürlich findet eine rege politische Arbeit statt und einzelne politische Teilbereiche haben es in den letzten Jahren geschafft sich weiter aufzubauen und zu manifestieren, dennoch gibt es etwas, das fehlt. Spezialisierte Organisationen für die einzelnen Themenbereiche finden wir eine sinnvolle Herangehensweise. Und auch wir haben uns in den letzten Jahren eingebracht in den unterschiedlichen Teilbereichen, haben uns weiterentwickelt und gelernt. Die politische Arbeit konnte so zwar effektiv gestaltet werden, was dabei jedoch oft in den alltäglichen Kämpfen unterging oder zurück blieb, war der politische Weitblick, alle verschiedenen Kämpfe als Weg zum revolutionären Ziel zu begreifen und einzuordnen. Es braucht revolutionäre Strukturen um den Blick raus aus dem Kleinen der politischen Alltagskämpfe hin zum großen Ganzen zu lenken. Sie ersetzen dabei keineswegs die verschiedenen politischen Arbeitsfelder, sondern ergänzen sie.
Sie können helfen in dem Berg der Aufgaben und Herausforderungen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und sie können Orientierung geben für die politischen Aktivist*innen. Wenn politische Arbeit ohne konkretes Ziel oder nur mit moralischem Ansporn betrieben wird, kann es schnell passieren, dass einzelne politische AktivistInnen wegbrechen oder sich in bürgerliche Bezugsrahmen zurück ziehen.
Mit dem Rückblick auf die jüngere politische Vergangenheit in Karlsruhe, aber auch auf die aktuelle Situation gab und gibt es immer wieder Projekte die einige dieser Aufgaben sicherlich zu Teilen erfüllen oder erfüllt haben und in verschiedenen Kämpfen grenzüberschreitende, militante und revolutionäre Aspekte eingebracht haben. Eine dauerhafte und sich stetig weiter entwickelnde revolutionäre Organisierung konnte sich bis jetzt jedoch nicht aufbauen. Diese Lücke wollen wir mit unserem Projekt versuchen zu schließen.
Ein weiterer wichtiger und bisher sehr vernachlässigter Punkt ist der Bezug zur lohnabhängigen Klasse. Ein revolutionärer Umbruch der Verhältnisse kann nur funktionieren, wenn ein Großteil der heute Ausgebeuteten Teil der Veränderung sind . Hier sehen wir in Karlsruhe ein großes Defizit, dass es in den vergangen Jahren nicht geschafft wurde einen wirklichen Bezug zu den Benachteiligten dieses Systems, außerhalb der linken Blase, in der Stadt und im Umland aufzubauen. Auch das begreifen wir in Zukunft als unsere Aufgabe. Dass der Bezugsrahmen dafür auch unser unmittelbarer Lebens- und Arbeitsraum ist sehen wir als selbstverständlich. Hier kennen wir die Verhältnisse, verstehen die Sprache und können eine exakte Einschätzung darüber Treffen wie wir Lohnabhängigen uns am Besten organisieren können.
All das bedeutet eine große Herausforderung und jede Menge Arbeit, die in den nächsten Jahren auf uns zu kommt. Dieser wollen wir uns stellen. Wir sind dabei angewiesen auf linke Infrastruktur, Freund*innen und Genoss*innen, die schon heute mit uns kämpfen und diskutieren.
Nicht lange warten – Gegenmacht aufbauen!
Im Moment scheinen die Zeichen nicht gerade auf eine unmittelbare Revolution hinzuweisen. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns erst mal zurückziehen und uns in theoretischen Diskussionen über die perfekte Revolutionsstrategie verlieren. Um eine ernsthafte Gegenmacht aufzubauen, müssen wir heute daran arbeiten. Im Konkreten heißt das, das Bewusstsein unserer Klasse, für ihre objektive Situation und für die Notwendigkeit einer radikalen Veränderung, zu entwickeln und zu stärken. Zum einen mit theoretischer Bildung und zum anderen mit praktischen Kämpfen, die wir heute führen können. Auch wenn das Ziel der verschiedenen Kämpfe nicht unmittelbar Revolution heißt, braucht es doch genau diese als Übungsfelder und zum Stärken des Klassenbewusstseins. Hier können wir selbstbestimmte Kampfformen erproben, Solidarität untereinander aufbauen und die Notwendigkeit einer Revolution heraus arbeiten. Wir erfahren dabei die kollektive Macht, die uns inne wohnt und können erahnen wie viel wir erreichen können, wenn wir uns zusammen schließen.
Nur durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis können wir es schaffen Arbeiter*innen zu organisieren und eine Gegenmacht aufzubauen. Denn nur wenn wir die Ursachen für Missstände zum einen benennen, Lösungsvorschläge einbringen und zum anderen auch etwas dagegen tun wird sichtbar, dass wir es ernst meinen und Ideen und Vorschläge haben wie wir die Welt verändern können. Für uns bedeutet das, dass sich beides beeinflusst. Die Theorie hilft uns die Gesetzmäßigkeiten zu verstehen und einen Leitfaden unseres Arbeitens zu entwerfen, die Praxis überprüft unsere Annahmen auf Fehler und schafft neue Bereiche der Auseinandersetzung.
One struggle, one fight. Wir sind nicht allein!
Auf der ganzen Welt gibt es Menschen die sich zusammen schließen und für ihre Interessen kämpfen. In ihren Ansätzen können wir die Macht eins kollektiven Zusammenschlusses erahnen. Ob die Verteidigung selbstverwalteter Gebiete, die internationale Frauenstreikbewegung oder soziale Zusammeschlüsse die sich gegen die neoliberalen Regierungen wehren. Mit den Kämpfen die wir hier bei uns führen stellen wir uns auf die Seite der Arbeiter*innen und ihren Kämpfen weltweit.
Auch hier in der BRD gibt es bereits Ansätze und Projekte die zeigen, dass wir keineswegs die Ersten und Einzigen sind, die sich organisieren. Wir begreifen uns als Teil einer revolutionären Linken die versucht mit ihrer Arbeit eine ernsthafte Gegengenmacht aufzubauen. Damit das gelingen kann ist es wichtig nicht isoliert in der eigenen Stadt zu bleiben, sondern sich auch überregional zu vernetzten und zu organisieren. Als Gruppe stehen wir im Austausch mit der Plattform Perspektive Kommunismus, an deren Ansatz wir uns orientieren und mit denen wir diskutieren, uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam Mittel und Wege hin zu einer klassenlosen Gesellschaft suchen.
Für eine solidarische Zukunft!
Für den Kommunismus!