Wir blicken auf einen ereignisreichen und kämpferischen 1. Mai 2022 zurück. Vormittags konnte der klassenkämpferische Block des antikapitalistischen Bündnisses den Ausdruck der DGB Demo immer wieder bereichern. Mit verschiedensten Aktionen wurden während der Demonstration immer wieder Forderungen von Verdi unterstützt, eigene Akzente gesetzt und die traditionelle erste Mai Demonstration durch eine klassenkämpferische Perspektive aufgewertet.
Die, dieses Jahr so zum ersten Mal stattfindende, anschließende revolutionäre Demonstration bot uns einen Rahmen die konsequente Ablehnung des bestehenden Systems und dem notwendigen Bruch mit eben diesem einen angemessenen Raum zu bieten. Selbstbewusst nahmen wir uns mit 300 Genoss:innen die Straße und machten klar, dass das bestehende System der Krisen ausgedient hat. Unsere Zukunft ist die klassenlose Gesellschaft!
Die Stimmung auf der Auftaktkundgebung hatte von Beginn an einen lauten und entschlossenen Charakter. Die erste Rede des antikapitalistischen Klimatreffen brach den angeblichen Widerspruch zwischen Arbeiter:innen und Klimabewegung auf und beschrieb welche Schlagkraft ein Zusammenschluss entfalten kann. Die benannte Spaltung wird nur im kapitalistischen System von den Herrschenden aufrecht erhalten – weswegen eine Welt abseits von kapitalistischer Ausbeutung, Existenzbedrohung und Klimakrise nur, im Schulterschluss gemeinsam von unten erkämpft werden kann.
Im zweiten Redebeitrag sprach eine Vertretung der Antifaschistischen Aktionen Karlsruhe und Südliche Weinstraße über die Notwendigkeit eines konsequenten und organisierten Antifaschismus, der sich über die eigene Stadtgrenze hinaus gehen muss, um den erstarkenden Faschist:innen effektive Gegenwehr zu leisten und die antifaschistische Bewegung kontinuierlich weiter aufzubauen. Der Kapitalismus sorgt dabei immer wieder für neue Krisen und soziale Probleme in denen sich Rechte Akteure als Kümmerer und vermeintliche Problemlöser zu etablieren versuchen. Die Losung dagegen lautet Konfrontation mit allen Mitteln und auf allen Ebenen – unabhängig von bürgerlichen Gesetzbüchern.
Die Vertreterin von Krankenhaus statt Fabrik beschrieb, im Anschluss in ihrer wütenden Rede die desolaten und unmenschlichen Zustände für Personal in den deutschen Krankenhäusern. Die Grenze des Leistbaren ist für die Angestellten längst überschritten. Für die Kapitalfraktionen hinter den Krankenhäusern soll sich das Personal weiter aufs brutalste kaputt arbeiten. Statt Entlastung und bessere Bezahlung ist aus der Krise nicht viel mehr als etwas Applaus geblieben. Das Problem, das die Gesundheit der Menschen zur Ware macht ist das kapitalistische System und wird dies, so lange es existiert weiter voran treiben.
Im Anschluss daran setzte sich die 300 Personen starke Demo, unter lauten Sprechchören vom Festplatz in Bewegung. Auf der Route wurde sich immer wieder für eigene, selbstbestimmte Aktionen Raum genommen. So wurde eine Bahnhaltestelle aus der Demonstration heraus mit Banderole und Schildern beklebt – mit dem Verweis, dass die steigenden Preise vom ÖPNV im Widerspruch einer klimagerechten Verkehrswende stehen.
Darüber hinaus wurden mehrere Nazis mit Steckbriefen geoutet und ihrer Bilder anschließend zerrissen, um zu verdeutlichen, was sie von einer organisierten antifaschistischen Bewegung zu erwarten haben.
Auf Höhe der Marienstraße verließ die Demonstration dann die angemeldete Route und zog für kurze Zeit ohne die sichtlich überforderte Polizei weiter. Um den selbstbestimmten Charakter noch mehr Ausdruck zu verleihen wurden im vorderen Bereich der Demonstration Bengalos und Rauchfackeln gezündet. Die Cops versperrten daraufhin die Straße, aber als der Demozug sich weigerte anzuhalten, griffen die Cops die Spitze des Aufzuges an. Trotz des massiven Schlagstockeinsatz konnten sie die Demonstration dennoch nicht zurückdrängen. Nach kurzer Zeit zog die Demo weiter.
Nur wenig später grüßten solidarische Anwohner:innen, die Demonstrierenden mit Konfettikanone und einem Banner, zum Thema der Wohnraumverdrängung in der Südstadt und forderten die Enteignung von Immobilienkonzernen. Zurück auf der ursprünglichen Route erfreute ein brennender Panzer den hinteren Teil der revolutionären Demo mit seiner klaren Symbolik in unserer Haltung zu Aufrüstung und Krieg. Was wir im aktuellen Gebrüll nach Aufrüstung der herrschenden Parteien benötigen, ist Klassenkampf, statt Burgfrieden. Denn unsere Klasse wird sonst einmal mehr die Kosten dafür tragen. Im schlimmsten Fall mit ihrem Leben. Mit lauten Parolen zog die Demonstration von dort weiter zum Herz der Südstadt, dem Werderplatz.
Auf der dortigen Abschlusskundgebung sprach eine Vertreterin des offenen feministischen Treffens, in einer sehr entschlossenen Rede über die Verflechtung von Patriarchat und Kapitalismus, wie dieser von der Ausbeutung von Frauen und weiblich gelesenen Personen profitiert und warum feministische Kämpfe klar antikapitalistisch sein müssen. Sie hob hervor, welche Macht feministische Streiks entfalten können und das eine Überwindung des herrschenden Systems nur mit feministischen Kämpfen und von allen Geschlechtern gemeinsam geführt und gewonnen werden kann.
Die Kundgebung schloss ein Grußwort der Plattform Perspektive Kommunismus ab und machte deutlich, dass die Ordnung der Herrschenden auf Sand gebaut ist und wie der Weg zu einer befreiten Gesellschaft aussieht, können wir nur gemeinsam als kämpfende Bewegung heraus finden.
Nach gemeinsamem Singen der Internationalen ließen wir den Tag mit Essen und Getränken ausklingen.
Unser Ziel, uns mit fortschrittlichen und revolutionären Forderungen Raum zu nehmen, konnten wir erreichen, den Cops trotzen und unsere Wut über die Unterdrückung unserer Klasse zumindest in Teilen von bürgerlichen Regularien befreit auf die Straße tragen. Die gesammelten Erfahrungen und Eindrücke nehmen wir in unsere kommenden Kämpfe mit.
Eine politische Einschätzung zum diesjährigen Arbeiter:innenkampftag, unsere Stärke als revolutionäre Bewegung und der Taktik des Repressionsorgans werden wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.