Seit bereits 33 Jahren sind Spaziergänge zum Jahreswechsel eine anhaltende Tradition, denn seit 1989 finden an Silvester Knast-Demos rund um die JAV Stammheim statt. Seit Jahren fahren wir aus Karlsruhe nach Stuttgart und beteiligen uns an die Aktionen vor Ort. Stammheim hat lange Tradition, denn der Knast wurde zu einem Hochsicherheitstrakt ausgebaut, um die Verfahren der RAF Genoss:innen abzuhalten und die Terrorgefahr zu schüren. Auch eine Vielzahl an kurdischen und PKK Genoss:innen wurden hier verurteilt, um die kurdische Befreiungsbewegung zu delegitimieren und schuldig zu sprechen. Um antifaschistisches Engagement zu kriminalisieren, wurden auch die sog. Wasen-Prozesse 2021 in Stammheim abgehalten und Jo und Dy in für Untersuchungshaft gesteckt, während Dy wegen fadenscheiniger und rassistischer Gründe der Fluchtgefahr mehrere Monate bevor nicht mal ein Urteil gesprochen wurde oder gar der Prozess angefangen hatte.
Der Knast als Mittel staatlicher Repression ist für uns als Bewegung immer konkreter und greifbarer Teil unserer politischen Bewegung. Je weiter wir unsere Kämpfe und Organisationen aufbauen, desto eher werden wir mit Repression und damit auch dem Knast konfrontiert. Repression und Knast betreffen uns alle – ob im Engagement gegen Krieg, Faschismus, Klimazerstörung oder bei Streiks und Aktionen für gute Arbeitsbedingungen und ein Leben in Würde. In unserem Kampf gegen den Kapitalismus und seine Zumutungen ist gegenseitige Solidarität unverzichtbar. Denn Repression ist Werkzeug der herrschenden Klasse, um die bestehenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten.
In verschiedenen Knästen bundesweit sitzen momentan politische und soziale Gefangene. Gehen wir selbstbestimmt zu ihnen und zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben! Machen ihre Situation und die Auseinandersetzung mit Repression und Knast sichtbar: Selbstbewusst und in aller Öffentlichkeit, als Teil des Kampfes für eine bessere Welt.
Mit dem Wegsperren unserer Genoss:innen stellt der Staat einerseits sie und uns vor die Herausforderung einen konkreten Umgang mit der Situation zu schaffen und andererseits der gesamten Bewegung die Frage nach der Ernsthaftigkeit des politischen Kampfes. Der Knast zeigt an wenigen Exempeln auf, was passiert, wenn wir uns als revolutionäre Bewegung tatsächlich im konsequenten Widerspruch zu diesem System befinden.
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Umgang mit den Angriffen der Repression zu entwickeln – insbesondere auch mit Haft. Die symbolische Überwindung der Knastmauern mit Briefen, Feuerwerk, Lautsprecherdurchsagen oder anderen kreativen Mitteln ist ein Anfang, um die Isolation und Trennung der Gefangenen von uns zu durchbrechen. An Silvester wollen wir genau das machen: Mit dem traditionellen Knastspaziergang an der JVA Stammheim wollen wir die Isolation der politischen und sozialen Gefangenen brechen und das neue Jahr revolutionär begrüßen.
Wer sich nicht bewegt spürt seine Fesseln nicht. Und diese Fesseln sind das Einzige, das wir zu verlieren haben.
Deshalb werden wir auch dieses Jahr vor Ort sein. Wenn ihr Interesse habt mitzufahren, dann schreibt uns oder kommt zur Wintertheke und fragt nach wie wir die Anreise organisieren.
Silvesterdemo an der JVA-Stammheim
31. Dezember 2022 / Treffpunkt: 17 Uhr
U-Bahn Haltestelle Stammheim
Weitere Infos und kompletten Aufruf findet ihr hier.